Im Jahr 2006 veröffentlichte die Ortsgemeinde Sulzheim „Die Geschichte unseres Dorfes“ – eine Chronik von Sulzheim
Verfasser: Karl-Heinz Kayser.
Das heutige Dorf ist – wenn man von den römischen Siedlungen in der Gemarkung absieht – eine Gründung des fränkischen Volkes, das unter seinem König Chlodwig nach dem Sieg über die Alemannen im Jahre 496 erobernd in unsere Heimat eindrang.
In den reich gesegneten Fluren des rheinhessischen Landes gründeten die Franken ihre Dörfer. Es lag hier wohl auch ein staatlicher Fronhof, zu dessenSchutz einige Wehrbauern mit ihren Familien angesiedelt wurden. Ihren Namen haben die Dörfer in Rheinhessen ausnahmslos von den fränkischen Edelingen erhalten. Diese Edelinge gelangten durch ihre Rodungstätigkeit zu großem Grundbesitz, deren Nachkommen in großzügiger Weise Schenkungen an die Kirche tätigten.
Mit der Zeit blühte die Siedlung auf, so dass wir aus dem 8. Jahrhundert eine Anzahl von Schenkungsurkunden an die Klöster Lorsch und Fulda nachweisen können. Die erste urkundliche Erwähnung in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch ist vom Jahre 766.
Damals schenkten zwei Brüder Odilelm und Sighelm dem Kloster Lorsch pflugbares Ackerland. Im Jahre 767 schenkten ein Bruder Odilmot dem Kloster Lorsch ein Wohngebäude und mehrere Morgen Pflugland und einen Weinberg. Am 27 Mai 796 schenkt eine gottgeweihte Jungfrau Hilduar zum Heil ihrer Seele dem Kloster Fulda ihren Anteil an der damaligen Sulzheimer Kirche und einen Weinberg.
Die Raugrafen und ihre Erben, die von Bolanden, lösten sich im 14. Jahrhundert endgültig von ihrem Besitz in Sulzheim. Am 09. August 1360 traten Philipp von Bolanden, der Herr der Raugrafenburg zu Altenbaumburg und seine Gemahlin Mena und sein Bruder Konrad dem Domprobst und seinem Kapitel zu Mainz für 800 Florentiner Gulden den Kirchensatz, die Hälfte des Gerichts und des Dorfes ab.
Das Mainzer Domstift war kaum 30 Jahre im Besitz der vollen Hoheit des Dorfes Sulzheim, als die Gemeinde klagend demselben vorstellte: Sie sei ohne Gericht und Ordnung seither gewesen, wodurch der gemeine Nutzen nicht gefördert, Dorf und Gemeinde verderbt werden.
Daraufhin gab das Domstift der Gemeinde 1392 ein Weistum unter dem Erzbischof Conrad von Weinsberg. Das Mainzer Domstift blieb über 100 Jahre im Besitz der Oberhoheit des Dorfes Sulzheim.
Während dieser Zeit kam es öfters zu Streitigkeiten unter den Bürgern, die aus vielen verschieden Gegenden zugewandert waren. Diesem Wirrwar war das Domkapitel nicht gewachsen bis es am Donnerstag nach Neujahr 1486 dem Kurfürsten und Erzbischof von Mainz, dem rüstigen Berthold von Henneberg den Ort auf sein Leben übertrug.
So war der Mainzer Kurfürst nun oberster Herr des Ortes und blieb es bis zur französischen Revolution. Im Jahre 1576 wurde anhand des Gerichtsweistums im Auftrag der kurfürstlichen Mainzer Regierung die Sulzheimer Gemarkung von Ratsschreiber Maskop gezeichnet. Seit dieser Zeit tritt das frühere Sulzheimer Wappen (silbernes Rad auf rotem Grund), was auf die Zugehörigkeit zu Mainz hinweist und das Gerichtssiegel aus dem Jahre 1682 mit den beiden Kirchenpatronen Philippus und Jakobus in Erscheinung.
Der südwestlich von Sulzheim gelegene frühere Ort Rommersheim mit dem Hofgut und Mühle gehörte im 13. Jahrhundert zum Stiftungsgut des Klosters Altenmünster zu Mainz. Im 15. Jahrhundert wurde die Gemarkung vom ausgegangenen Ort Rommersheim der Sulzheimer zugeschlagen und das Gut nebst Mühle und Kapelle im Jahre 1606 der Gemeinde Sulzheim verpachtet. Nach der Auflösung des Altmünster Klosters 1781 wurden das Hofgut und sein Besitz dem Mainzer Uni-Fond zugeschlagen.
Der auf der Rommersheimer Marktgewann (Sühnekreuz) früher gehaltene kaiserliche und freie Markt wurde im Jahre 1700 nach Sulzheim verlegt, wo er noch bis zum Ende des 18. Jahrhundert stattfand.
1972 wurde in Sulzheim auf Anordnung der Bezirksregierung das jetzige Wappen eingeführt, welches in abstrahierter Form die Insignien Kreuz und Jakobsmuschel der Sulzheimer Kirchenpatrone zeigt, und damit das „Mainzer Rad“ abgelöst.
Ende des 17. Jahrhunderts – nach dem Abklingen der Pestepidemie – gab es nur noch 105 Einwohner mit 28 Herdstellen. Anfang des 18. Jahrhunderts begann dann der Wiederaufbau der zerstörten Dörfer. Neben dem Bauboom im privaten Bereich wurde in Sulzheim 1715 eine neue barocke Kirche erbaut. Durch die nach wie vor häufigen Kontributionen fremder Truppen wurden die Dörfer verschuldet und Sulzheim hatte 1771 mit die meisten Schulden bei Mainzer Klöstern.
Während der französischen Revolution kam es im Jahre 1793 zur Verweigerung des Eides auf die französische Konstitution. Wochenlang belagerten französische Soldaten Sulzheim, um die Eidesleistung zu erzwingen. Die Bauern setzten energischen Widerstand entgegen und wollten auf keinen Fall den Eid leisten. Mit einer Flucht der Sulzheimer Obrigkeit konnte dies vermieden werden.
Im gleichen Jahr kamen Deutsche Truppen wieder nach Rheinhessen, womit sich die Leistung des Eides erübrigte. Die revolutionsfreundlichen Ortsverwaltungen wurden wieder durch frühere kurfürstliche Amtsträger ausgetauscht und die konservativ gebliebenen Ortsvorstände – wie in Sulzheim – blieben weiter im Amt. 1797 – nachdem endgültig die Zeit der Kurmainzer Herrschaft endete -, begannen die Franzosen, denen jetzt das Gebiet gehörte, eine neue Verwaltung aufzubauen. Sulzheim wurde dem Kanton Wörrstadt zugeordnet. Nach dem Wiener Kongress 1814/1815 wurde nach den Wirren der französischen Revolution Europa neu geordnet. 1816 nahm Großherzog Ludwig I. durch eine Urkunde seine neue Provinz Rheinhessen in Besitz. Die Übergabe der Regierungsgewalt und die neue Besitzergreifung fand für die Kantone Alzey und Wörrstadt am 18. Juli 1816 in Alzey statt.
1818 erhielt die neue Provinz die offizielle Bezeichnung „Großherzoglich Hessische Provinz Rheinhessen“. Die ehemaligen Kurmainzer Staatsbürger waren nun Rheinhessen geworden. Nach mehreren Kurfürsten und Kaiser Napoleon hatte Sulzheim nun eine königliche Hoheit, einen Großherzog als Landesherren.
Mit Edikt vom 12. Mai 1852 ordnete der Großherzog wieder die Einteilung des Landes. Die Provinz Rheinhessen wurde in die fünf Kreise Alzey, Bingen, Mainz, Oppenheim und Worms eingeteilt. Sulzheim gehörte nun zum Kreis Oppenheim. Die Gerichtsverfassung blieb in Rheinhessen nach dem französischen Vorbild des „Code Civil“ geregelt.
Im November 1870 stimmte der hessische Landtag den Versailler Verträgen über die Eingliederung des Großherzogtums Hessen in das Deutsche Reich zu. Am 3. März 1871 fand die erste Wahl zum Deutschen Reichstag statt.
Seit der Gebietsreform im Jahre 1972 gehört Sulzheim als eigenständiger Ort zur Verbandsgemeinde Wörrstadt.